Vertrauen

Die sogenannte Finanzkrise ist angeblich eine Vertrauenskrise. Die armen Banker vertrauen sich gegenseitig nicht mehr und leihen sich deswegen kein Geld mehr. Sie werden wissen warum. Oder es zu wissen glauben. So ein Banker denkt: "Wenn der Kollege von der anderen Bank genau so arbeitet wie ich, dann seh ich die Kohle niemals wieder." Das ist nachvollziehbar.

Aber wieso müssen sich Banken überhaupt untereinander Geld leihen? Bankgeschäft ist doch im Grunde das einfachste der Welt. Eine Bank ist eine Agentur für Geldfluss. Sie nimmt Kundengelder entgegen und verleiht diese Gelder weiter an andere Kunden. Damit die sich etwas kaufen oder investieren können. Die Geldgeber bekommen von der Bank die Zinsen, die sie von den Geldleihern einnimmt. Ok, nicht ganz, denn die Bank lebt von der Zinsdifferenz und muss Rücklagen bilden, falls es mal etwas schief geht. Das ist eigentlich alles.

Warum müssen sich Banken untereinander Geld leihen? Leihen sich Autohersteller untereinander Autos aus, falls mit der Lieferung mal eng wird? Der markenbewusste Kunde wäre doch irritiert, bekäme er statt des bestellten Audi A6 einen Smart vor die Tür gestellt.

Geld hingegen sieht man nicht an, ob es von der einen oder anderen Bank kommt. Man muss schon darauf vertrauen, dass alles seine Richtigkeit hat. Das Wort "Kredit" heißt dem lateinischen Ursprung nach schließlich "Vertrauen".

Und genau dieses Vertrauen fehlt angeblich jetzt. Das ist schade, da Vertrauen doch ein hohes und damit teures Gut ist. Inzwischen gibt es sogar Preislisten. In denen steht, wie teuer Vertrauen tatsächlich ist. Im Augenblick ist es sehr teuer. Je nach Ausführung und Zubehör kommen da schon mal 500 Milliarden Euro zusammen. Für ein einfaches Modell. Mit Alufelgen Zierleisten und zielgerichteter Navigation kommt noch ein bisschen was obendrauf.

Die Banker vertrauen sich nicht - weil sie wissen, dass sie alle spielsüchtige Pleite-Zocker sind. Dafür erwartet unsere politische Führung jetzt, dass wir den Bankern trauen - als Steuerzahler. Sollten wir den Pleite-Bankern kein Vertrauen in Form gigantischer Geldmengen schenken, dann sagt Frau Merkel, dann sei alles umsonst gewesen. Dann, das sagt auch Herr Steinbrück, dann sei alles aus.

Was dann alles aus und umsonst war verraten die beiden nicht. Vielleicht der schöne Umbau? Der Umbau der sozialen Marktwirtschaft in einen Selbstbedienungsladen für die Reichen? Oder die angenehmen Posten, die lockten wenn man mit der Politik fertig war? Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedschaften oder zumindest lukrative Beraterverträge.

Und wenn wir den Zocker-Bankern das Vertrauensgeld schenken? Dann geht's wieder auf ins große Casino. Wieder alles auf eine Zahl. Und dann ist alles aus. Zumindest für uns. Wir werden jahrelang bluten und zahlen und es wird kein Geld für nichts mehr da sein. Aber dann mögen sich die Banker wieder. Und uns bestimmt auch. Denn wer weiß, wie schnell sie unser Vertrauen wieder brauchen.

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