Haftempfindlich müsste man sein

Da sage noch einer, unsere Regentin regierte nicht. Während die dumpfe Masse sich trötend König Fußball unterwirft, hat die angeblich so zerstrittene Regierung echte Pflöcke eingeschlagen: Ein absolut unsozialer und unseriösier "Spar"-Haushalt verabschiedet, die Krankenkassenbeiträge drastisch erhöht und die Kopfpauschale durch die Hintertür eingeführt (so muss man die neuen unbegrenzten Zusatzbeiträge wohl nennen) Finanzmarkt-Regulierung erfolgreich verhindert, Buprä Wulf zum Schlossgespenst gemacht. Das kann sich sehen lassen.

Sehen gelassen hat sich die Regentin auch bei der Kick-Parade. Auf der Promi-Tribüne hat sie immer wenn ein deutscher Spieler den Ball über die Torlinie brachte brav Begeisterung vorgespielt und in die faltigen Händchen geklatscht. Nachher wollte sie mit den Spielern noch Duschen gehen, allerdings hatte sie ihr Handtuch vergessen.

Jetzt ist es eh vorbei - Krake Paul hat den Stab über Jogis Jungs gebrochen und sie kurzerhand zur Titelverteidigung geschickt: Weltmeister der Herzen ist doch auch schon was. Und die Party kann ja in zwei Jahren weitergehen: Joachim Löw ist dann immer noch Bundestrainer und der blaue Pulli aus der Raumschiff-Enterpreis-Kollektion wird endlich aufgetragen.

In Bayern gelten Traditionen schon lange nicht mehr. Bald gilt dort ein knallhartes Rauchverbot in öffentlichen Räumen. Druchgesetzt von etwa 22% der Wahlberechtigten. Aber es ist ja auch leichter irgendetwas teurer zu machen oder zu verbieten, als sich ernsthaft mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu befassen.

Polizisten genießen Sonderrechte. Sie dürfen Gewalt anwenden, Festnahmen durchführen und einiges mehr. Das ist in einem Rechtsstaat auch normal. Allerdings übertreiben es deutsche Polizisten damit ziemlich oft. Das hat Amnesty International festgestellt. Und wer schon mal auf einer Demo war wird das bestätigen können. Verletzen Polizisten die Grenzen des Dienstrechts hat das keine Konsequenzen: Da sie nicht identifizierbar sind haben Ermittlungen und Anzeigen keine Chance. Das sollte in einem Rechtsstaat nicht normal sein.

Aber vielleicht doch: Da erschießt ein Polizist einen unbewaffneten Kleinkriminellen mit 8 Schüssen. In der Sílvesternacht 2008. Er richtet einen Menschen hin, der ihn nicht mal angegriffen hat. Und bekommt dafür vom Gericht eine milde Bewährungsstrafe. Das ist ungewöhnlich, da Polizisten ob solcher Vorgänge noch nie verurteilt wurden in Deutschland. Noch ungewöhnlicher ist jedoch die Urteils-Begründung: Der Polizist sein besonders haftempfindlich. Sollte er einsitzen müssen, wäre er denen gleichgestellt, die er bisher verfolgt hat.

Das ist auch die Antwort auf die Frage, warum Banker und andere Großbetrüger nicht einsitzen: Sie sind extrem haftempfindlich. Denn im Knast würden sie von jenen bekocht und bewacht, die sie vorher über den Tisch gezogen haben.

Nächste Woche soll NRW eine Minderheitsregierung bekommen. So hat es Hannelore Kraft zu allem entschlossen entschieden. Zu befürchten steht allerdings, dass auch im größten Bundesland dann die ganz große Koalition regiert. Denn abgesehen von ein bißchen weißer Salbe hat die neue Regierung nichts vorzuweisen - außer dass sie die Linken schön draußen gehalten hat. Und um nichts anderes geht es doch.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke. Alles auf den Punkt gebracht. Haftempfindlich ist für mich d a s Unwort des Jahres. Jetzt sollte das Personal der Bundesrepublik Deutschland auch reform- und spar-empfindlich werden.