Gauckler, Gauchos und Gierhälse

Deutschland im Viertelfinale, neuer Seitenscheitel im Schloss, ein Gauckler verhindert, eine gequälte Kanzlerin, die FDP bei 4 Prozent, Rütgers will leistungslose Vergünstigung. Das könnte es eigentlich gewesen sein. Aber der Reihe nach.

Der angeblich so harmlose Partyotismus geht in die nächste Runde. Wer konnte auch erwarten, dass sich eine englische Mannschaft voller namhafter Spieler von unseren jugendlichen Event-Kickern dermaßen abbürsten lassen würde. Nun dann wehen die albernen Fähnchen noch ein bisschen, die Schonbezüge für Außenspiegel und Motorhauben bleiben straff gespannt. Und der Kleinwagenfahrer wartet auf den nächsten Schritt: Den Stauschoner in Schwarz-Rot-Gelb. Dabei wird dann ab einer Staulänge von 5 Kilometern ein großes Tuch über die Blechlawine geklappt. Wie auf dem Raupenkarussell. Nur länger und dunkler.

Gegen Argentinien sind die Sommermärchenprinzen allerdings eher in der Außenseiter-Rolle. Aber was sagt das schon aus - besonders mit Blick auf die Vorrunde. Vielleicht müssen wir noch einige Vuvuzela-Stöße aushalten. Und Menschen, die uns in dümmlicher Maskierung ein abgehacktes "Deutschland" entgegenbrüllen. Apropos Vuvuzela. Die Ölpest der Tonkunst hat zumindest vorübergehend bei youtube Einzug gehalten. In der Steuerungsleiste für die filmischen Darbietungen kann man nach Lust und Laune das elefantöse Getöne auf Knopfdruck einspielen.

Die FDP erreicht derzeit Umfragewerte, die ganz ihrer Steuer-Forderung entsprechen: Einfach, niedrig, gerecht. Der Lindner unter den Generalsekreten denkt öffentlich darüber nach, dass das Milliarden-Geschenk an befreundete Hotel-Unternehmer vielleicht keine so gute Idee war. Schließlich will man die Ausnahme-Tatbestände bei der Mehrwertsteuer ab- und nicht aufbauen. Kaum hat der Sekretär gesprochen, erklärt uns Seehofers Horst sein tieferes Politik-Verständnis. Angeblich würden die bayerischen Hoteliers die Welt nicht mehr verstehen, nähme man dieses Geschenk zurück.

Dass viele Menschen die Welt angesichts ungerechter und falscher Kürzungs-Orgien zugunsten der Banken nicht mehr verstehen, lässt den bayerischen Fürsten hingegen kalt. In der Tat findet die europaweite Sparpolitik nur der Banken wegen statt. Denn die EZB und andere sich wichtig machende Institutionen fordern die Regierungen auf, sich auf die nächsten Bankenrettungen vorzubereiten. Denn die schwäbische Hausfrau weiß schließlich, dass man jeden Euro nur einmal der Bank schenken kann. Das scheint als Grund für die Umverteilung von arm zu reich ausreichend.

So wie es offensichtlich ausreicht, eine Seitenscheitel-Krawatte mit makelloser Funktionärs-Laufbahn im Schloss Bellevue zu parken. Nach Horst ist das irgendwie folgerichtig. Aber was wäre die Alternative gewesen: Ein reaktionärer "Kämpfer" für eine nicht näher beschriebene Freiheit, die alles soziale schlimm, teuflisch und zutiefst kommunistisch findet - ein neoliberaler Kampfschwätzer, ein schlimmer Gauckler halt.

Für SPD und Grüne ein misslungener Versuch einen Keil in die Linke zu treiben.Unter dem Vorwand, die Kanzlerin schwächen zu wollen. Aus Sicht der Linkspartei ist nichts Verwerfliches daran, sich für den Vegetarier statt den Metzger zu entscheiden. Und so wird der Schuß, den Gabriel ohnehin noch nicht gehört haben will, nach hinten losgehen.

Bald wird der Rütgers Ministerpräsident gewesen sein. Allerdings hat er sich so an Chauffeur, Dienstwagen, Referenten und Sekretärin mitsamt großem Büro gewöhnt, dass er das alles gar nicht hergeben will. "Gut" ist man da geneigt zu sagen, da will jemand in seine berufliche Zukunft als Berater investieren. Und da braucht es Mitarbeiter und Gerätschaften, die man kennt und denen man vertraut. Aber investieren will nicht der MP a.D. sondern wir sollen dafür gerade stehen. Mit unseren Steuern. Für 5 Jahre. Zusätzlich zum üppigen Ruhegeld. Dazu fällt mir nix mehr ein.

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