Fußballdeutschland gegen Serbien

Fußballdeutschland ist in einer launigen Feierstimmung. In Schulen und Betrieben wird die alberne Balltreterei aufmerksam und in patriotische Fähnchen gehüllt verfolgt. Wo liegt eigentlich Fußballdeutschland? Ostdeutschland, Westdeutschland, Süddeutschland, Norddeutschland, von mir aus auch Mitteldeutschland – alles irgendwie bekannt.

Vielleicht ist Fußballdeutschland auch eine eher bizarre Vorstellung. Überall da, wo man bereit ist ohne mit dem Wimpel zu zucken das Fähnchen zu zücken, und es bajonettgleich auf das schuldenfinanzierte Kraftfahrzeug zu pflanzen – da ist Fußballdeutschland.

Die Merkelwelle-Regierungssimulation hat uns immerhin ein Sparpaket eingeschenkt, das es so richtig in sich hat. Nichts Überraschendes – die Umverteilung von unten nach oben geht einfach weiter. Wer sich wehrt wird als Besitzstandswahrer diffamiert. Die eigentlichen Wahrer ihres Besitzes – die Reichen und Schönen – können in diesem Zusammenhang getrost als Besitzstandsmehrer bezeichnet werden, die niemals über ihre Verhältnisse leben.

Aber eines muss man der Schein-Regentin lassen: Erst Sparpaket, dann Fan-Paket. Und noch während das Fan-Paket ausgepackt wird übertönen Plasitktröten (Modell Tinitus) das nächste Sparpaket: Es gibt bestimmt noch ein paar Dinge, die man von unten nach oben wuchten kann. Dafür ist so ein kollektiver Nationaltaumel immer eine gute Gelegenheit.

Ebenfalls im Schatten der heiligen Ballerei pirscht sich die SPD mit Kraft zur Staatskanzlei in Düsseldorf. Jetzt, da die Leute Fußball gucken und nicht Politik, wagt es die Verzagte ihren Regierungsauftrag anzunehmen. Man kann es sich bildlich vorstellen, wie der Geschäfts- und Arbeiterführer Fan-Schal und Vuvuzela einpackt und sich trollt. Denn im Gegensatz zum Ypsilanti-Debakel hat Rot-Grün immerhin eine Mehrheit von 10 Stimmen vor dem sogenannten bürgerlichen Block.

Was vom diesem Block und seinen bürgerlichen Umgangsformen zu halten ist, haben wir letztlich erst erlebt: Es ist eine Gurkentruppe voller Wildsäue. Die immer weiter ins Tierreich mutierende Mutti hat diesen Sprachgebrauch als unangemessen kritisiert.

Der zum unglaublich beliebten Präsidenten hochgeschriebene Horst wirft beleidigt hin. Für einen Politiker hat er einen erstaunlichen Fehler gemacht: Er hat die Wahrheit gesagt. Darüber, dass die Bundeswehr im Ausland keineswegs für Demokratie oder Menschenrechte um sich ballert, sondern viel mehr Rohstoffe und Absatzmärkte zu sichern hat. Das nahmen ihm die Berliner Demokratie-Clowns extrem übel, sie beschädigten sein Amt (wahrscheinlich mit Rauchbomben) und Horst evakuierte sich selbst.

Jetzt soll also Wulf den überbezahlten Grüß-August geben – oder Linkenhasser Gauck. Und das sogar an einem spielfreien Tag des großen Ball-Events. Diese Wahl wird zum Schicksalstag der Regierung hochstilisiert. Doch da die jeweilige Regierung eh nur ausführt, was die Besitzstandsmehrer verlangen, ist es egal, wer demnächst den Gärtner von Schloss Bellevue anweisen darf.

Aber jetzt warten erst einmal Millionen Landsleute wie es denn heute gegen Serbien geht und was da geht und wie da was geht – und dann gehen oder sehen wir weiter.

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